Soziokratie in B.R.O.T.-Pressbaum

02. Juni 2021 Anderswo 0
Soziokratie in B.R.O.T.-Pressbaum

Soziokratie ist ein fester Bestandteil unserer Gemeinschaft und verbessert wesentlich die Kommunikation in unserem Zusammenleben.  Wie die Soziokratie in unserem Wohnprojekt umgesetzt werden kann, erarbeitet die gleichnamige Arbeitsgruppe. Dazu ein Interview aus unserem letzen Newsletter mit AG-Mitglied Susanne Giesecke.

NL : Was ist Soziokratie?

Susanne: Es gibt zwei Definitionen: 

Einerseits ist es eine Technik für Kreismoderation. Damit ist ein strukturierter Ablauf in einer Arbeitsgruppe (Kreis) gemeint, die eine Aufgabe, ein fixes Anliegen hat. Der Kreis sollte nicht größer als 14 Personen sein.

Andererseits ist eine Managementmethode für Organisationen. Sie soll unter gleichwertigen Mitgliedern ein effizientes Arbeiten sicherstellen. Trotzdem kann es Hierarchien geben: So gibt es einen Topkreis, in dem alle Kreise der nächstunteren Ebene vertreten sind, da befinden sich die VertreterInnen der anderen Kreise und vertreten deren Interessen.

NL: Wieweit ist es in den 3 Jahren gelungen, die Soziokratie in unserem Wohnprojekt zu verwirklichen?

Susanne:  Die Soziokratie ist mal angekommen, in den verschiedenen Kreisen wird es zu unterschiedlichen Graden umgesetzt. Man muss immer regelmäßig messen, wie gut der Kreis arbeitet und ob die Mitglieder mit den Ergebnissen zufrieden sind. Bei Bedarf werden auch VertreterInnen der AG Soziokratie hereingeholt. Unsere regelmäßig stattfindende Vollversammlung ist eigentlich viel zu groß für einen soziokratischen Kreis und trotzdem ist es bemerkenswert, dass im Sinne der Soziokratie immer sehr diszipliniert miteinander umgegangen wird. Zu den soziokratischen Prinzipien, die wir auch in der VV umsetzen, gehören z.B. eine Agenda am Anfang, die einen Konsens hat; es wird abstimmt, wer die Moderation macht. Die Ergebnisse werden transparent festgehalten. Bei einem soziokratischen Treffen sollte jede/r, der möchte, zu Wort kommen. Bei Abstimmungen geht es ebenfalls darum, dass es einen Konsent gibt, das heißt, wenn schwerwiegende Einwände geäußert werden, werden diese ernstgenommen und als etwas Wertvolles angesehen. Konflikte werden offensichtlicher und weniger unter den Teppich gekehrt. Ein wesentlicher Bestandteil der Soziokratie ist die gegenseitige Wertschätzung, die wichtig für das Zusammenleben ist.

NL: Wie bist du persönlich zur Soziokratie gekommen?

Susanne:   Ich habe mich im Rahmen meiner Forschungen für neue Managementstrukturen interessiert, die auf organischen Prinzipien aufgebaut sind. Im Soziokratiezentrum habe ich mehrere Kurse gemacht und habe eine Zertifizierung als soziokratische Kreismoderatorin. Außerdem mache ich eine Ausbildung zur Soziokratieexpertin. Soziokratie hält übrigens langsam Einzug in die Unternehmenskultur. Auch wird sie in zahlreichen Sozialeinrichtungen, Krankenhäusern usw. in Österreich, Deutschland und der Schweiz schon gelebt.

Dr. Susanne Giesecke ist Sozialwissenschaftlerin und arbeitet auf den Gebieten Innovation und Foresight. Sie ist Pferdeliebhaberin, Veganerin und hat in Deutschland, den USA und Brasilien gelebt.